Überblick über die Gesetze der spiritistischen Phänomene
Aus dem Buch „Der Spiritismus in seinem einfachsten Ausdruck“ von Allan Kardec
Von den Medien
33. Das Medium besitzt nur die Fähigkeit mit den Geistern in Verkehr zu treten, die wirkliche Mitteilung aber hängt von dem Willen der Geister ab. Wenn die Geister keine Kundgabe machen wollen, erhält das Medium nichts; es ist wie ein Instrument ohne Tonkünstler.
34. Die Schwierigkeit der Mitteilungen hängt von dem Grad der Verwandtschaft (Affinität) ab, welcher zwischen den Fluida des Mediums und des Geistes besteht. Jedes Medium ist so mehr oder weniger geeignet, den Eindruck oder Impuls des Gedankens dieses oder jenes Geistes zu empfangen; es kann für den Einen ein gutes, für den Anderen ein schlechtes Instrument sein. Daraus ergibt sich, dass, wenn zwei gleich begabte Medien neben einander sitzen, ein Geist sich durch das Eine offenbaren kann, durch das Andere nicht.
Es ist also ein Irrtum zu glauben, es genüge Medium zu sein, um mit gleicher Leichtigkeit von jedem Geist Mitteilungen zu erhalten. Es gibt keine Universalmedien. Die Geister suchen vorzugsweise die Instrumente, welche zum Einklang mit ihnen stimmen.
Ohne die Harmonie, welche allein die fluidale Verschmelzung herbeiführen kann, sind die Mitteilungen unmöglich, unvollständig oder falsch. Sie können darum falsch sein, weil in Ermangelung des gewünschten Geistes, es an anderen nicht fehlt, die bereit sind, die Gelegenheit zu einer Kundgabe zu ergreifen und die sich um die Wahrheit sehr wenig kümmern.
35. Eine der größten Klippen für die Mediumschaft ist die Besessenheit (aus dem Französischen „Obsession“), d. h. die Herrschaft, welche gewisse Geister über die Medien üben können, indem sie sich ihnen unter falschen Namen aufdringen und sie mit anderen Geistern zu verkehren hindern.
36. Was das eigentliche Medium ausmacht, ist die Fähigkeit; in dieser Hinsicht kann es mehr oder weniger gebildet, mehr oder weniger entwickelt sein. Was das Medium zu einem sicheren, zu einem solchen macht, das man wahrhaft als ein gutes Medium bezeichnen kann, ist die Anwendung der Fähigkeit, die Eignung den guten Geistern als Dolmetscher zu dienen. (Das Buch der Medien, Kapitel XXIII.).
37. Die Mediumschaft ist eine wesentlich bewegliche und unstete Fähigkeit, aus dem Grunde, weil sie dem Willen der Geister untergeordnet ist; darum ist sie Unterbrechungen unterworfen. Dieser Grund und das Prinzip, demzufolge die Mitteilung stattfindet, verhindern, dass sie zum einträglichen Gewerbe werde, da sie weder andauernd, noch auf alle Geister anwendbar sein, und gerade in dem Augenblick versagen kann, wo man sie nötig hätte. Es ist übrigens nicht vernünftig anzunehmen, dass ernste Geister sich dem ersten Besten zur Verfügung stellen, der sie ausbeuten möchte.
38. Es ist im Allgemeinen die Neigung der Ungläubigen, die Redlichkeit der Medien zu verdächtigen und die Anwendung betrügerischer Mittel zu vermuten. Außerdem, dass in Rücksicht auf gewisse Personen eine solche Vermutung beleidigend wäre, muss man sich doch vor Allem fragen, welches Interesse sie haben könnten, zu betrügen und Komödie zu spielen oder spielen zu lassen. Die beste Bürgschaft für die Aufrichtigkeit liegt in der absoluten Uneigennützigkeit; denn da, wo nichts zu gewinnen ist, hat die Marktschreierei keinen Grund des Vorhandenseins.
Was die Wirklichkeit der Phänomene betrifft, so kann sie jeder dartun, wenn man sich in die günstigen Bedingungen versetzt, und wenn man die zur Beobachtung der Tatsachen notwendige Geduld, Ausdauer und Unparteilichkeit mitbringt.